Menschenrechte

UN: Politischen Gefangene in Iran

UN-Experte: Das iranische Regime enthält politischen Gefangenen ärztliche Behandlung vor

Am Mittwoch sprach eine Gruppe von Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen die Warnung aus, mehr als ein Dutzend politischer Gefangener im Iran, darunter prominente Fürsprecher der Menschenrechte, Anwälte und politisch Engagierte, seien in der Haft vom Tode bedroht; ihr Gesundheitszustand verschlechtere sich, weil die iranischen Behörden sich fortgesetzt weigerten, sie mit medizinischer Behandlung zu versorgen.

„Der Zustand einiger aus Gewissensgründen Inhaftierter, die ernsthaft erkrankt sind, hat sich verschlechtert, weil ihnen während ihrer Haft der Zugang zu medizinischen Institutionen und zu der von ihnen so dringend benötigen Behandlung verweigert wurde“ – so die Experten der Vereinten Nationen in einer Erklärung, die von der Website des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für die Menschenrechte (OHCHR) veröffentlicht wurde.

„Vorenthaltung medizinischer Versorgung, körperliche Mißhandlung – entweder in überfüllten Gefängnissen oder in Einzelhaft – sowie andere Formen der Folter und Mißhandlung beschädigen“, so erklärten sie, „die Gesundheit der Häftlinge nachhaltig – zum Teil mit Todesfolge; betrüblicherweise sind solche Tragödien in den iranischen Gefängnissen keine Fremdlinge, obwohl viele davon vermieden worden wären, wenn die Behörden angemessene Behandlung gestattet hätten.“

Die Fachleute der Vereinten Nationen wiesen auf die Fälle der politischen Gefangenen Mohammad Hossein Rafiee Fanood und Kamal Foroughi, des für die Menschenrechte eintretenden Nargis Mohammadi, des Anwalts Abdulfattah Soltani, des Bloggers Ronaghi Maleki, des frommen Sayed Hossein Kazemeyni Boroujerdi und des Laser-Physiker Omid Kokabee hin.

Herr Kokabee wurde im Januar, nach seiner Rückkehr von Studien in den Vereinigten Staaten, verhaftet; zur Zeit verbüßt er eine zehnjährige Haftstrafe, die wegen angeblicher „Beziehungen zu einer feindlichen Regierung“ über ihn verhängt wurde. An ihm wurde Nierenkrebs erkannt; in der vorigen Woche wurde ihm die rechte Niere herausoperiert. Diese Prozedur hätte vermieden werden können, wenn ihm zu einem früheren Zeitpunkt der Zugang zu angemessener Behandlung ermöglicht worden wäre. Wenn, wie im Fall von Herrn Kokabee, am Ende solche begrenzte Behandlung gestattet wird, werden die Patienten zu und von den Gefängnissen oft ans Bett gefesselt transportiert.

„Die Lage dieser Häftlinge und die kontinuierliche Mißachtung ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens durch die iranischen Behörden sind gänzlich unannehmbar,“ betonten die Experten. „Und dies, zumal sie alle festgenommen, eingesperrt und verurteilt wurden, nur weil sie von ihren Grundfreiheiten und –rechten Gebrauch gemacht hatten.“

„Wir fordern“, so erklärten sie, „die Behörden auf, die Freilassung von Herrn Kokabee und anderen politischen Gefangenen aus medizinischen und humanitären Gründen in Betracht zu ziehen und durch regulären Zugang zu ärztlicher Versorgung ihren Gesundheitszustand zu verbessern.“

Die Menschenrechtsexperten erinnerten das iranische Regime an ihre Pflicht, im Sinne der internationalen Gepflogenheiten das Recht des Häftlings auf Gesundheit zu achten und seine menschliche Behandlung sicher zu stellen. „Das Versäumnis“, so unterstrichen sie, „Häftlingen angemessene ärztliche Behandlung zu gewähren, ist ein Verstoß gegen die internationalen Verpflichtungen des Iran sowie gegen die im Inland geltenden Regeln“.

„Wir haben“, so schließen die Menschenrechtsexperten, „die iranischen Behörden wiederholt auf Vorwürfe aufmerksam gemacht, die sich auf die Verweigerung medizinischer Versorgung und den Regeln nicht genügende Haftbedingungen bezogen. Wir haben sie zu einer umfassenderen Reform der Gefängnishaft aufgefordert. Wir bedauern, daß die Regierung bisher diesen Vorwürfen nicht angemessen nachgegangen ist und die erforderlichen Maßnamen nicht ergriffen hat.“

Zu den Experten, die am Mittwoch sprachen, gehörten Ahmed Shaheed, der Besondere Berichterstatter der Vereinten Nationen für die Menschenrechtslage im Iran, Dainius Pûras, Besonderer Berichterstatter der Vereinten Nationen zu dem allgemeinen Recht auf den erreichbaren Standard körperlicher und psychischer Gesundheit, Juan E. Méndez, Besonderer Berichterstatter der Vereinten Nationen zu Folter und anderer grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung und Bestrafung, Maina Kiai, Besonderer Berichterstatter der Vereinten Nationen zu dem Recht auf friedliche Versammlung und Vereinigung, sowie Seong-Phil Hong, Leitender Berichterstatter der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zu willkürlicher Haft.

Die Besonderen Berichterstatter und Arbeitsgruppen sind Teile der sog. Besonderen Prozeduren des Menschenrechtsrates. Unter dem Begriff der „Besonderen Prozeduren“ – im Menschenrechtssystem der Vereinten Nationen der größten Körperschaft unabhängiger Experten – werden die Mechanismen des Rates zur Ermittlung und Beaufsichtigung zusammengefaßt, die entweder der Situation in besonderen Ländern oder Angelegenheiten, die überall in der Welt angetroffen werden, gewidmet sind.

ROG: Iran - Journalistenverfolgung

ROG: Mit Iran darf es angesichts Journalistenverfolgung keine Normalität geben

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf, bei seiner Iran-Reise in der kommenden Woche die unverminderte Verfolgung kritischer Journalisten und Blogger in aller Deutlichkeit zu kritisieren.

Diese Woche verurteilte die iranische Justiz erneut drei Journalisten zu langen Haftstrafen. Vergangene Woche begann der Prozess gegen die prominente, schwer kranke Journalistin und Menschenrechtsaktivistin NARGES MOHAMMADI. Vielen verurteilten Medienschaffenden wird in der Haft trotz schwerer Krankheiten angemessene medizinische Versorgung verweigert."Solange der Iran Journalisten reihenweise aburteilt und unter menschenunwürdigen Haftbedingungen festhält, kann es auch nach dem Ende der Atomsanktionen kein business as usual mit diesem Regime geben", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Wenn der Iran ein normaler Handelspartner werden will, muss das Regime auch im Inneren Zeichen der Öffnung setzen und die vielen willkürlich inhaftierten Journalisten freilassen."

Ein Gericht in Teheran verurteilte vergangenen Dienstag AFARINE CHITSAS von der Zeitung Iran, EHSSAN MASANDARANI von der Zeitung Farhichteghan und SAMAN SAFARSAI von der Monatszeitschrift Andischer Poya nach Angaben ihrer Anwälte zu Haftstrafen von zehn, sieben und fünf Jahren (http://t1p.de/8cje). Die Vorwürfe gegen sie lauteten unter anderem auf Propaganda gegen die Islamische Republik sowie Konspiration gegen Regierungsvertreter.

KEINE MEDIZINISCHE VERSORGUNG IN HAFT TROTZ SCHWERER ERKANKUNGEN

Zeitgleich mit den drei nun Verurteilten war am 2. November auch der prominente Journalist ISSA SAHARKHIS verhaftet worden, der in der Vergangenheit mehrere Reformzeitungen leitete. Obwohl er an Bluthochdruck sowie schweren Nieren- und Herzproblemen leidet, wird ihm in Haft angemessene medizinische Versorgung verweigert (http://t1p.de/mwgb). Anfang März beendete er seinen dritten Hungerstreik gegen diese unmenschliche Behandlung (http://t1p.de/zinb).

Am 20. April begann vor dem Teheraner Revolutionsgericht nach viermaligem Aufschub der jüngste Prozess gegen NARGES MOHAMMADI, die unter anderem als Sprecherin des von Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi gegründeten, seit 2006 verbotenen Zentrums für Menschenrechtsverteidiger bekannt ist. Die Justiz wirft Mohammadi "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" vor (http://t1p.de/menp). Sie wurde zuletzt am 5. Mai 2015 verhaftet - offiziell, um eine sechsjährige Haftstrafe im Teheraner Evin-Gefängnis zu verbüßen, zu der sie 2011 wegen Anti-Regime-Propaganda, Zusammenarbeit mit dem seit 2006 verbotenen Ebadi-Zentrum sowie "Konspiration gegen die Islamische Republik" verurteilt wurde (http://t1p.de/zwwa).

Mohammadi leidet infolge einer schweren Nervenkrankheit unter Muskellähmungen, erhält aber in der Haft nach Angaben ihres im französischen Exil lebenden Ehemanns keinen regelmäßigen Zugang zu Medikamenten. Im vergangenen Oktober verbrachte sie einen zehntägigen Krankenhausaufenthalt in Handschellen ans Bett gefesselt und wurde schließlich gegen ärztlichen Rat wieder ins Gefängnis verlegt. Kontakt zu ihrem Mann oder ihren Kindern wird ihr weitestgehend verweigert (http://t1p.de/x3w5, http://t1p.de/mwgb).

Besorgniserregend ist auch die Situation des Bloggers HOSSEIN RONAGHI MALEKI, der eine 17-jährige Haftstrafe verbüßt. Die Justiz wirft ihm vor, Software zur Umgehung der Internetzensur entwickelt sowie Menschenrechtswebsites und -blogs unterstützt zu haben. Obwohl Malekis Gesundheitszustand nach mehreren Nierenoperationen seit Jahren lebensbedrohlich ist, zwingt die iranische Justiz weiterhin, im Gefängnis zu bleiben, wo ihm angemessene medizinische Versorgung verweigert wird (http://t1p.de/mwgb). Aus Protest dagegen begann der Blogger am 26. März einen Hungerstreik.

KRITISCHE JOURNALISTEN WERDEN SYSTEMATISCHE DIFFAMIERT UND VERFOLGT

Insgesamt sind im Iran mindestens 38 Journalisten und Blogger wegen ihrer Tätigkeit in Haft; damit gehört die Islamische Republik zu den fünf Ländern mit den meisten inhaftierten Medienschaffenden weltweit. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Platz 169 von 180 Staaten. Nicht weniger als neun Institutionen sind im Widerspruch zu Artikel 24 der iranischen Verfassung mit der Zensur von Medienveröffentlichungen befasst. Seit der Wahl Hassan Rohanis zum Präsident im Jahr 2013 wurden mindestens elf Zeitungen geschlossen.

Gerichtsprozesse gegen Medienschaffende sind in der Regel politisch beeinflusst. Kritische Journalisten werden systematisch als Verräter und westliche Spione diffamiert; Verhafteten werden oft Delikte wie Spionage, Kollaboration mit ausländischen Staaten, Beteiligung an feindlichen Infiltrationsplänen, Handlungen gegen die nationale Sicherheit oder Kontakte mit ausländischen Journalisten zur Last gelegt. Auch die Familienmitglieder kritischer Journalisten und Blogger werden bedroht und schikaniert.
Im Juni 2015 trat eine neue Strafprozessordnung in Kraft, die die Verfahrensrechte angeklagter Journalisten drastisch einschränkt (http://t1p.de/60fo). So dürfen sie nach ihrer Verhaftung nicht mehr frei ihren Anwalt bestimmen, sondern sind in ihrer Auswahl auf eine von den Behörden vorab genehmigte Liste beschränkt.

Auch Strafverteidiger angeklagter Journalisten und Bloggern werden von den Behörden behindert und schikaniert. Sie haben kein Anrecht darauf, ihre Mandanten persönlich zu treffen, Einblick in die Anklageschrift zu nehmen oder auch nur die Anschuldigungen zu erfahren. Seit 2009 wurden mindestens 20 Anwälte angeklagt und inhaftiert, die Journalisten oder andere politische Häftlinge verteidigt haben.

AUSGEFEILTE INTERNETZENSUR UND -ÜBERWACHUNG

Der Iran betreibt eines der weltweit ausgefeiltesten Systeme der Internetzensur und -überwachung. Zensiert werden unter anderem unabhängige politische Informationsquellen, religiöse Informationsangebote (zum Beispiel zum Sufismus) sowie Webseiten zu Frauen- und anderen Menschenrechtsthemen. In Zeiten von Unruhen und Demonstrationen werden regelmäßig Internetseiten gesperrt oder der gesamte Internetverkehr - bei Bedarf auch das Mobilfunknetz - gedrosselt. Insgesamt sollen mehrere Millionen Webseiten blockiert sein.

Als mittelfristiges Ziel propagiert die Regierung die Schaffung eines vollständig staatlich kontrollierten Internets. Unter Präsident Rohani wurde dieses Ziel nur rhetorisch abgemildert: Als bevorzugter Ansatz der Internetkontrolle gilt nun "intelligentes Filtern" - ein Euphemismus dafür, den Bürgern einen nur selektiven, staatlich kontrollierten Zugang zum Internet und insbesondere zu sozialen Netzwerken zu gewähren (http://t1p.de/i0ie).

Das Berliner Nothilfereferat von Reporter ohne Grenzen hat sich allein 2015 in elf Fällen für verfolgte Journalisten aus dem Iran engagiert.
Weitere Informationen zur Lage der Journalisten und Blogger im Iran finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/iran/.
OTS: Reporter ohne Grenzen e.V. newsroom: http://www.presseportal.de/nr/51548 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2
Pressekontakt: Reporter ohne Grenzen Ulrike Gruska / Christoph Dreyer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. www.reporter-ohne-grenzen.de/presse/ T: +49 (0)30 609 895 33-55 F: +49 (0)30 202 15 10-29

10 Gefangene im Iran erhängt

10 Gefangene im Iran erhängt; neue Welle von Hinrichtungen

Das fundamentalistische Regime im Iran hat seit dem Wochenende mindestens 10 Menschen erhängt. Man spricht von einer neuen Welle von Hinrichtungen.


Zuvor wurden am Mittwoch mindestens sechs andere Gefangene im Todestrakt des Ghezelhesar Gefängnisses in Karaj im Nordwesten von Teheran in Einzelhaft gebracht, weil ihnen demnächst die Hinrichtung droht.
Die Justiz in der Provinz Mazandaran hat bekanntgegeben, dass ein 27-jähriger Gefangener, von dem die Initialen Z.Ch. angegeben wurden, am 24. April in einem Gefängnis in Sari im Nordiran erhängt wurde. Am Anfang der Woche hatte die Justiz bekannt gemacht, dass ein anderer 27-jähriger Gefangener, nur als H.H. benannt, am Sonntag in Sari ebenfalls erhängt worden ist.

An anderer Stelle, im Zentralgefängnis von Qazvin wurde laut der Justiz der Provinz Qazvin nordwestlich von Teheran am Dienstag ein Mann  erhängt. Ein Name wurde nicht genannt.

Am Samstag wurden mindestens fünf Gefangene im Zentralgefängnis von Zahedan im Südosten des Iran erhängt. Weitere drei Gefangene wurden am Dienstag im gleichen Gefängnis durch den Strick hingerichtet.
Drei der in Zahedan Hingerichteten wurden bezeichnet als: Jamshid Dehvari, 30; Sadeq Rigi, 35 und Mohammad Sanchouli, von dem man annimmt, dass er 22 Jahre alt war.

Herr Sanchouli war seit 5 Jahren hinter Gittern einschließlich der Zeit, die er im Trakt für Jugendliche in dem Gefängnis verbracht hat. Es wird vermutet, dass er, als er verhaftet wurde, unter 18 Jahre alt war.
Mit all diesen Erhängten kommt man auf eine Zahl von 46, die im Iran seit dem 10. April hingerichtet worden sind. Drei der Hingerichteten waren Frauen und einer war ziemlich sicher ein jugendlicher Straftäter.

Amnesty International hat am 6. April in seinem Jahresbericht für 2015 über die Todesstrafe geschrieben: „Der Iran hat im Jahr 2015 mindestens 977 Menschen zu Tode gebracht. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es mindestens 743“.
„Der Iran ist allein für 82 % aller Hinrichtungen verantwortlich, über die“ im Mittleren Osten und Nordafrika „berichtet wird“, erklärt die Menschenrechtsgruppe.

Es gab mehr als 2300 Hinrichtungen in der Amtszeit von Hassan Rohani als Präsident. Der Sonderberichterstatter über die Situation der Menschenrechte im Iran ließ verlauten, dass die Zahl der Hinrichtungen im Jahr 2015 im Iran größer war als in irgendeinem der letzten 25 Jahre. Rohani hat sich ausdrücklich hinter die Hinrichtungen gestellt. Sie seien „von Gott geboten“ und „beruhten auf Gesetzen des Parlaments des Volkes“.

Das iranische Regime verurteilt Reporter

Das iranische Regime verurteilt vier Reporter zu zusammen 27 Jahren Gefängnis

Das fundamentalistische Regime des Iran hat vier Journalisten zu insgesamt 27 Jahren Gefängnis verurteilt; das gab ihr Anwalt am Dienstag bekannt.

Afarin Chitsaz wurde zu zehn Jahren hinter Gittern verurteilt; ihm wurden Zusammenrottung und Verschwörung zum Zwecke der Untergrabung der nationalen Sicherheit sowie Verbindungen zu ausländischen Regierungen vorgeworfen; davon berichtete ihr Anwalt Mahmoud Alizadeh-Tabatabaee vor der staatlichen Nachrichtenagentur „Tasnim“.

Ehsan Mazandarani erhielt – so Alizadeh-Tabatabaee - eine Strafe von sieben Jahren wegen Propaganda gegen das Regime sowie Zusammenrottung und Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Sicherheit.

Davood Assadi und Ehsan (Saman) Safarzaie erhielten beide eine fünfjährige Strafe wegen angeblicher Zusammenrottung und Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Sicherheit.

Die vier inhaftierten Journalisten schrieben früher für staatliche Medien des Iran. Sie wurden am 2. November 2015 bei Überfälle auf ihre Wohnungen durch Geheimagenten der Revolutionsgarden verhaftet, die sie beschuldigten, für die Regierungen des Vereinigten Königreiches und der Vereinigten Staaten zu spionieren.

Iran-Veranstaltung an der Uni Göttingen

Iran-Veranstaltung an der Uni Göttingen: Einsatz für Demokratie und Menschenrechte stärken

Anfang April veranstaltete der Asta der  Georg August Universität Göttingen zusammen mit dem Iran Solidaritätsverein Göttingen und dem Büro für Menschenrechte Berlin einen von ca. 170 interessierten Personen gut besuchte Veranstaltung. Zu Beginn der Veranstaltung sprach das Mitglied des Nationalen Widerstandsrates Iran, Bahram Mavaddat.

Syrien, Irak, Jemen und Libyen
Zerfallende Staaten, Restauration oder Neuordnung?
Christian Zimmermann und Thomas v. der Osten-Sacken referierten und besprachen die derzeitige Lage der Region Naher und Mittlerer Osten.  Welche Rolle spielt dabei der Iran als Hegemon und Brandstifter. Zimmermann erinnerte an die Konferenz von Yalta, auf der  angesichts des drohenden Sturzes des Schah von den damaligen Staatenlenkern, unter Ihnen Helmut Schmidt über die möglichen Folgen dieser "Revolution" auf die Region und die Welt verhandelt wurde. Schon damals war klar, dass der islamische Fundamentalismus zur alles bestimmenden Bedrohung werden könnte. Aber angesichts der Herrschaft der Despoten wollte vorwiegend Europa das Wagnis eingehen und ließ den Schah fallen. Frankreich eskortierte Ajatollah Chomeini nach Teheran und die Geschichte der Region nahm einen neuen verhängnisvollen Verlauf. Heute stehen wir nicht nur vor dem Zerfall der Staaten, sondern einer ökonomisch und sozial zerstörten Region. Besonders Syrien und Irak entwickeln sich zu entvölkerten Ruinen.

Thomas von der Osten-Sacken malte in seinen etwas längeren Vortrag ein düsteres Bild der Region und erklärte es aus verschiedenen Perspektiven zu einer "failed Region". Dabei lenkte er auch den Blick auf " Arab Report of Development" aus 2002, der schon damals der gesamten Region ein miserables Zeugnis ausstellte. Die sehr jungen Gesellschaften der Arabischen Liga und Irans stagnierten und scheiterten auf ganzer Linie an sich selbst. Die anstehende Modernisierung wurde dem Machterhalt der Despoten und dem islamischen Fundamentalismus geopfert. Die Stagnation wandelte sich in die Selbstzerstörung ökonomischer und sozialer Strukturen. Die Aufstände 2009 im Iran und der folgende arabische Frühling zeigten den Mächtigen den wirklichen Zustand ihrer jungen Völker und deren Willen zu Freiheit und Partizipation. Tatsächlich wurde alles mit einer neuen Dimension staatlicher Brutalität niedergeschossen. Folter und Mord waren die Antworten der Herrschenden bis heute ohne Aussicht auf Änderung.

Thomas von der Osten-Sacken ließ keinen Zweifel aufkommen, auch nur einer der Akteure könnte einlenken oder vernünftig handeln. Genf sei eine Farce, ohne jede Chance auf ein positives Ende. Der Iran sei auf einer expansiven, ideologischen und imperialen Machtergreifungstour durch die Region, die dem Regime aber auch die eigene Existenz kosten kann, wenn es scheitert. Genau so gehe es Assad oder der irakischen Elite. Als Beispiel nannte von der Osten-Sacken den Jemen, der vor der vollständigen Zerstörung stehe. Und diese selbstzerstörerische Krankheit metastasiert durch die Region. Es gäbe keinen stabilen Staat mehr, nur noch verzweifelte Bevölkerungen auf der Flucht oder vor dem Aufbegehren. "Die Menschen haben einfach genug und wollen, das es aufhört" so die beiden Referenten. Was hilft, ist alleinige und massive Unterstützung  oppositionellen Kräfte. Wo immer sie sei, brauche sie Hilfe. Zunächst wird es immer noch schrecklicher, aber dann kommt die Phase des "Citoyen", des ungehorsamen Bürgers, der einfach nicht mehr mitmacht, sondern sein Leben in die eigene Hand nimmt. Viele werden die Region noch verlassen und nicht zurückkehren. Aber viele werden weiter mit ihrem Leben sich für Freiheit und Demokratie einsetzen und kämpfen. Sie verdienen unsere Solidarität und Hilfe.
Christian Zimmermann, Büro für Menschenrechte und DSFI Vorstandsmitglied

Zum Beginn der Veranstaltung sprach Bahram Mavaddat. Er sagte:
Seit fast 30 Jahren wohne ich in Göttingen. Ich war in den 70er-Jahren Torwart der Iranischen Nationalmannschaft und habe an der WM 1978 in Argentinien teilgenommen. Seit vielen Jahren bin ich Mitglied des Nationalen Widerstandsrats Iran. Dieser setzt sich für ein freies und demokratisches Iran ein.
Nach der Machtergreifung der Mullahs im Iran 1979 wurden hunderttausende Oppositionelle systematisch verfolgt und hingerichtet worden, unter anderem auch Freunde und ehemalige Mannschaftskollegen von mir. Aus diesem Grund
waren meine Familie und ich 1984 gezwungen das Land zu verlassen und fanden als politische Flüchtlinge in Deutschland eine Heimat . Mehrere soziale Strömungen im Iran fordern einen Wechsel des Regimes und damit ist gemeint eine Beseitigung des Regimes der Kleriker.

Über das vergangene Jahr hin haben sie das in 6500 Protestveranstaltungen gezeigt.
Die Absage des Besuchs von Hassan Rohani in Österreich war ein Ergebnis der Proteste von Unterstützern der Volksmudschahedin des Iran gegen diese Reise. Sie ist ein Anzeichen der Furcht des Regimes vor der Unterstützung für
den Widerstand in der Bevölkerung und für die äußerste Schwäche und Verletzlichkeit dieses Regimes.
Liebe Freunde,
gerade in der finsteren Situation unter der religiösen Diktatur im Iran ist eine demokratische Opposition Gold wert. Der Nationale Widerstandsrat Iran ist ein nationales Kapital. Das gibt uns Perspektiven für Freiheit und Demokratie, also
eine Hoffnung. Darauf kann eine freie Zukunft aufgebaut werden.

Warum? Aus klar zwei Gründen:
a) Dieser Widerstand hat eine klare Plattform, die als 10-Punkte-Programm
von unserer Präsidentin Frau Maryam Rajavi bekundet wurde. Zu diesen Punkten zählen:
Trennung von Religion und Staat, Abschaffung der
Todesstrafe und Gleichberechtigung von Mann und Frau.
b) Aber noch wichtiger als ein Plattform ist meines Erachtens die Bereitschaft dieses Widerstandes, den Preis für diesen Freiheitskampf zu zahlen. Das sehen wir an der hohen Zahl von politischen Hinrichtungsopfern aber auch
an der unermüdlichen Einsatz der Widerstandsbewegung.
Daher sieht selbst das iranische Regime in diesem Widerstand die Alternative zu der Diktatur.