Riad und Teheran sind alte Gegenspieler um die Hegemonie in der Region: Der Iran geriert sich als Schutzmacht der Schiiten, und Saudi-Arabien, das Land der zwei heiligen Stätten Mekka und Medina, vertritt mit der wahhabitischen Lehre eine besonders strenge Interpretation des Sunna-Islam.
Nicht erst mit dem Tod von König Abdullah gerät das Haus Saud ins Wanken. Die Monarchie ist überaltert, der schiitische Gegenspieler an verschiedenen Brandherden der Region höchst aktiv beteiligt.
Der neue König und sein Thronfolger sind in Sorge über den Machtzuwachs des Iran, sagt David A. Weinberg. Der Saudi-Arabien-Experte forscht am US-Thinktank „Foundation for Defense of Democracies" und beriet unter anderem das US-Außenministerium.
„Die Saudis beobachten Irans aggressives Vorgehen am Golf und in der Levante mit starken Beklemmungen, und die jüngste Eroberung der jemenitischen Hauptstadt durch die vom Iran unterstützten Schiitenmilizen wird diesen Trend nur verstärken."
Auch die neue Nähe der USA zum Iran bereite ihnen Sorge – insbesondere, da die umstürzlerischen Aktivitäten der Revolutionsgarden in der Region bei den P5+1-Gesprächen unerwähnt bleiben: „Und Washingtons Nichteinmischungs-Politik in Syrien, wo Iran das Assad-Regime stützt, erhöht ebenfalls die Ängste der Saudis", so Weinberg weiter.
Sana'a als vierte arabische Hauptstadt unter Teherans Kontrolle?
Im Jemen stürmten Anfang des Jahres schiitische Houthi-Rebellen den Präsidentenpalast. Schon zuvor hatten sie Teile der Hauptstadt Sana'a unter ihre Kontrolle gebracht. Mit „Tod Amerika!" und „Tod den Juden!"-Rufen marschierten die Ansar-Allah-Milizen, der militärische Arm der Houthis, in die Hauptstadt ein.
Die jemenitische Regierung ist zusammengebrochen, der Präsident zurückgetreten, das Land steht führerlos da.
Der Iran bekennt sich offen zu seiner Unterstützung der Houthis. Auch die Hafenstadt al-Hudaida wird von den Houthis kontrolliert. Sie konzentrieren sich jetzt darauf, weitere strategisch relevante Orte an der Seestraße von Bab el-Mandeb einzunehmen, über die der Zugang zum Roten Meer kontrolliert werden kann – und somit auch der Schiffsverkehr Europas über den Suez-Kanal in den indischen Ozean. Drei Millionen Barrel Öl werden täglich über diese Route verschifft.
Durch die Förderung der Instabilität im „Hinterhof der Saudis" rückt der Iran dem großen Gegenspieler in Riad bedrohlich nahe. Ali Akbar Velayati, einflussreicher strategischer Berater des iranischen Revolutionsführers Khamenei, verglich schon stolz den Einfluss der Houthis im Jemen mit dem der Hisbollah im Libanon.