Mitglieder einer schiitischen Kampfeinheit bejubeln den Durchbruch in die belagerte Stadt Amerli im Nordirak

Chaos in Nahost: Darum ist Iran der heimliche Gewinner - Die Annäherung der USA

US-Außenminister John Kerry (l.) und der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif bei den 5+1-GesprächenUS-Präsident Obama vollzieht seit 2009 eine Abkehr vom politischen Kurs seiner Vorgängerregierungen gegenüber Teheran.

Während der Proteste oppositioneller Iraner gegen die Präsidentschaftswahl zeigte sich Obama zögerlich. Das Regime schlug die Proteste daraufhin blutig nieder.

Seit 2009 soll er mindestens vier Briefe an das islamistische Regime geschrieben haben, in denen er Annäherung suchte. Der berühmteste gelang 2014 an die Öffentlichkeit: Hier versicherte Obama die gemeinsamen Interessen im Kampf gegen ISIS und sicherte zu, den syrischen Diktator Bashar al-Assad, Irans wichtigsten Verbündeten, nicht anzugreifen.

2013 bereits überschritt Assad die „Rote Linie" von US-Präsident Barack Obama ­– durch den Einsatz chemischer Waffen gegen die eigene Bevölkerung. Eigentlich ein Grund zum militärischen Eingreifen für die USA.

Diktator Baschar al-Assad bei einem Besuch seiner Truppen an Silvester 2014Doch nichts passierte. Assad sitzt heute fester im Sattel als damals.

Der italienische Politikwissenschaftler und Nahost-Experte Emanuele Ottolenghi zu BILD: „Es wirkt so, als würden die USA und ihre Anti-Terror-Allianz stillschweigend mit Assad gegen ISIS kooperieren."

Obamas Annäherung lasse vermuten, dass es nicht nur Entspannungspolitik, sondern sogar eine militärische Kooperation gebe, sagt Ottolenghi.

„Der Brief erweckt den Eindruck, dass Washington Teheran BRAUCHT, und das stärkt natürlich auch die Ausgangsposition des Iran bei den Nuklearverhandlungen."

Eine denkbar schlechte Ausgangsposition für die Atomverhandlungen: 2013 beschlossen die P5+1 (steht für: die UN-Vetomächte USA, Großbritannien, China, Frankreich und Russland plus Deutschland) eine Lockerung der Sanktionen.

Seitdem verschleppe der Iran die Verhandlungen, warnt Ottolenghi. „Wenn die EU und die USA nicht die Umsetzung der Sanktionen vorantreiben und nicht offensiv alle bestehenden Druckmittel anwenden, können die bestehenden Sanktionen scheitern und der Iran in den Besitz von Schlüsseltechnologie zur Urananreicherung kommen."

Es scheint, als setze Washington zunehmend mehr auf Teheran als auf den traditionellen Verbündeten Saudi-Arabien.