– Zwei der im Evin-Gefängnis inhaftierten Frauen haben die Botschafter fremder Länder gebeten, mit den Funktionären des iranischen Regimes bei deren Versuchen, von den Gefängnissen und Häftlingen des iranischen Regimes ein geschöntes Bild zu präsentieren, nicht zusammenzuarbeiten.
Atena Daemi und Golrokh Iraei von der Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses erklären, die Insassen hätten von dem Besuch nichts gewußt und seien mit den Botschaftern nicht zusammengekommen. Die beiden für die Bürgerrechte engagierten Frauen haben einen Brief dieses Sinnes geschrieben und die Botschafter fremder Länder gebeten, die Gefängnisse des iranischen Regimes ohne vorausgehende Planung zu besuchen. Die beiden inhaftierten Frauen haben außerdem Asma Jahangir, die Besondere Berichterstatterin der Vereinten Nationen zu der Situation der Menschenrechte im Iran, gebeten, die Gefängnisse des iranischen Regimes zu besuchen und mit den Häftlingen zu sprechen.Die beiden Frauen berichten, die Botschafter fremder Länder hätten nur einige wenige Abteilungen des Gefängnisses besucht; die politischen Gefangenen hätten von dem Besuch nichts gewußt und hätten nicht mit ihnen zusammenkommen können. „Wenn wir Gäste in unser Haus einladen, verschönern wir es, so sehr wir können,“ schreiben Atena Daemi und Golrokh in ihrem Brief, „es ist daher keine Überraschung, den Platz vor dem Amt des Evin-Gefängnisses für die Bekräftigung der Befehle, auf dem während der 80er Jahre politische Gefangene durch Pelotons erschossen wurden, in den Ort zum Empfang von 45 Botschaftern verwandelt zu sehen.“Die beiden inhaftierten Frauen sagen, sie hätten von dem Besuch der Botschafter nur aus der Zeitung erfahren, und davor seien die Insassen aus der Abteilung entfernt worden, scheinbar zum Gericht oder Krankenhaus, doch in Wirklichkeit in die Einzelhaft in Abteilung 2-A des Gefängnisses, solange bis die Botschafter das Gefängnisses verlassen hätten. „Hat man Ihnen gesagt, daß aufgrund religiöser Einschränkungen im Evin-Gefängnis inhaftierten Frauen jede körperliche Untersuchung, Spritzen und EKD durch männliche Ärzte verweigert werden?“ So heißt es in dem Brief der beiden politischen Gefangenen an die ausländischen Botschafter, und weiter: „Hat man Ihnen gesagt, daß keine einzige Schwester vorhanden ist, die diese Aufgaben übernehmen könnte?“Atena Daemi und Golrokh Iraei weisen in ihrem Brief ferner auf die ‚Abteilung 350’ hin, die politische Abteilung für Aka-Männer, ebenso die sog. religiöse Abteilung. Und: „Hat man Ihnen gesagt, wie viele Insassen ihre gesamte Gefängniszeit in Einzelhaft verbracht haben – Häftlinge wie Mohammad-Ali Taheri, der in den letzten fünf Jahren in der Abteilung 2-A, die den Revolutionsgarden gehört, gehalten wurde?“Die beiden inhaftierten Frauen haben die Botschafter fremder Länder gebeten, mit den Funktionären des iranischen Regimes bei deren Versuchen, von den Gefängnissen und Häftlingen des iranischen Regimes ein geschöntes Bild zu präsentieren, nicht zusammenzuarbeiten.
Statt dessen müssten die Botschafter durch ungeplante Besuche der Gefängnisse zu einem realistischen Bild kommen. Nach dem Brief ist der Platz, auf dem die Botschafter empfangen wurden, in den 80er Jahren zur Hinrichtung politischer Häftlinge durch Pelotons gebraucht worden. Atena Daemi wurde wegen ‚Zusammenrottung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit’ und ‚Beleidigung des Führers des iranischen Regimes’ in erster Instanz zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil wurde in zweiter Instanz auf sieben Jahre Gefängnis reduziert. Golrokh Iraei wurde im Juli 2016 wegen ‚Blasphemie’ und ‚Propaganda gegen das herrschende Regime’ zu sechs Jahren Gefängnissen verurteilt. Ferner warf man der für die Menschenrechte engagierten Frau vor, sie habe ein nicht-veröffentlichtes Buch über die Steinigung geschrieben. Am 5. Juli haben Botschafter aus fast 50 Ländern das Evin-Gefängnis besucht; das Ereignis fand in den staatlichen Medien großen Widerhall. Die Menschenrechtsabteilung des Justizministeriums behauptete, die Botschafter seien von den angenehmen Zuständen des Gefängnisses überrascht worden. Lobende Kommentare, die in den Medien des Regimes veröffentlicht wurden, verfaßt von den Botschaftern von Indonesien, Südkorea und Portugal, stießen auf verbreitete Proteste.