Flüge in den Iran: Air-France-Stewardessen sollen Kopftuch tragen
Air France fliegt bald wieder den Iran an. Beim Verlassen des Flugzeugs soll das weibliche Bordpersonal Kopftuch tragen. Nun wehren sich die Gewerkschaften – bei der Lufthansa bleibt Protest aus. (Die Welt - Von Gesche Wüpper)
Es ist eine Strecke, in die Air France große Hoffnungen setzt. Am 17. April nimmt die französische Airline die Flugverbindungen von Paris nach Teheran wieder auf, acht Jahre nachdem sie unterbrochen wurden. Denn seit die USA und die EU Mitte Januar die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben haben, interessieren sich immer mehr Touristen und Geschäftsleute für das vorderasiatische Land.
Doch nun wird die feierliche Wiedereröffnung der Strecke von den Protesten mehrerer Gewerkschaften überschattet. Sie wehren sich gegen die geplante Kopftuch-Pflicht für das weibliche Bordpersonal von Air France bei Flügen in den Iran. Das sei ein Angriff auf die persönliche Freiheit der Angestellten, argumentieren sie.
Die Fluggesellschaft hat Stewardessen, aber auch Pilotinnen in einem internen Memo angewiesen, in Teheran die gültigen Gesetze des Irans und die damit verbundenen Kleidervorschriften zu beachten. "Die Frauen müssen während des Fluges eine lange Hose, eine weite Jacke sowie beim Verlassen des Flugzeugs einen Schal tragen, der die Haare verdeckt", sagte Christophe Pillet von der Bordpersonal-Gewerkschaft SNPNC. "Wir haben jeden Tag Anrufe von besorgten Flugbegleiterinnen, die uns sagen, dass sie kein Kopftuch tragen wollen."
"Franzosen sind frei"
Andere Fluggesellschaften wie Lufthansa (Link: http://www.welt.de/themen/lufthansa/) oder Austrian Airlines, die den Iran bereits anflögen, befolgten die Kopftuch-Pflicht auch, hieß es bei Air France. Im Übrigen sehe die konzerninterne Kleidervorschrift die Möglichkeit vor, bestimmte Einschränkungen zu machen, wenn dies erforderlich sei. So wie eben im Fall der iranischen Gesetze, die Frauen vorschreiben, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen.
Die Kopftuch-Pflicht habe bereits gegolten, als Air France früher den Iran angeflogen habe, erklärte das Unternehmen. Bei Flügen nach Riad, die Hauptstadt Saudi-Arabiens, müsse das weibliche Bordpersonal ebenfalls ein Kopftuch tragen, wenn es das Hotel verlasse.
In Frankreich selbst gilt seit 2011 ein Verbot für das Tragen von Ganzkörper- und Gesichtsschleiern wie Burka und Niqab in der Öffentlichkeit. Das Tragen von religiösen Symbolen wie Kippas, Kopftüchern und Kruzifixen in Schulen ist in Frankreich bereits seit dem Jahr 2004 verboten – für Schüler, Lehrer, aber auch Eltern, die ihre Kinder dorthin begleiten. Die Flugbegleiterinnen von Air France müssten kein Kopftuch tragen, findet Links-Politiker Jean-Luc Mélenchon. "Sie sind französische Bürgerinnen. Franzosen sind frei und gehören einem laizistischen Staat an."
Air-France-Stewardessen müssen nicht in den Iran fliegen
Ein Sprecher von Lufthansa sagte, es habe seitens der Gewerkschaften bisher keine Kritik an der Kopftuch-Pflicht bei Flügen in den Iran gegeben. In Frankreich dagegen hat diese im Fall von Air France auch deshalb für große Schlagzeilen gesorgt, weil dort gerade eine große Debatte über islamische Mode entbrannt ist. ...Die Proteste des Bordpersonals gegen die Kopftuch-Pflicht zeigten zumindest teilweise Wirkung. Denn die Führung von Air France zeigte sich gegenüber den Gewerkschaften zu Zugeständnissen bereit. Weibliches Bordpersonal, das aus persönlichen Gründen keine Flüge in den Iran antreten wolle, müsse nicht mit Sanktionen rechnen, erklärte die Fluggesellschaft nach einem Treffen mit Arbeitnehmervertretern. Man werde eine entsprechende Ausnahmeregelung einführen.
Wie bei anderen Airlines gelte auch bei Air France normalerweise das Prinzip, dass sich das Bordpersonal die Ziele nicht aussuchen dürfe, sagte Personalchef Gilles Gateau dem Radiosender Europe 1. "Wir sehen aber, dass es hier ein spezielles Problem, eine spezielle Empfindlichkeit gibt." Deshalb habe Air France jetzt beschlossen, weibliches Bordpersonal nicht dazu zu zwingen, in den Iran zu fliegen. Es werde dann auf anderen Strecken eingesetzt und müsse keine Nachteile fürchten.