Keine Pause bei der Unterdrückung von Christen und anderen religiösen Minderheiten im Iran unter Rohani
Von Donya Jam
Quelle: Le Plus de l'Obs (Französische Zeitschrift Nouvelle Observateur)
Es ist viel über das iranische Atomabkommen und über das schändliche Verhalten in der Region die Rede gewesen, aber es ist auch an der Zeit, innezuhalten und daran zu denken, wie Teheran in Wahrheit mit seiner christlichen Minderheit umgeht.
Als Christin mit iranischen Vorfahren nehme ich besonderen Anteil an der Not und dem Leiden der christlichen Minderheit im Iran. Die Existenz einer christlichen Gemeinschaft im Iran reicht Jahrhunderte zurück und spielt eine größere Rolle in der Geschichte des Landes. Jahrhunderte lang kamen Muslime, Christen, Juden und Zoroastrier im Iran gut miteinander aus. Wir waren schließlich alle Iraner und unsere Religion war überhaupt kein Problem.
Als die Ayatollahs im Jahr 1979 die Macht übernommen haben, änderten sich die Dinge zum Schlechten. Es begannen die religiösen Verfolgungen und Beschränkungen wurden mehr und mehr zur festen Institution. Viele Christen und Juden sind außer Landes geflohen. Aber einige sind in ihrem angestammten Land geblieben.
In den 1990er Jahren wurden mehrere iranische Bischöfe und Pastoren vom Sicherheitsapparat auf mysteriöse Weise umgebracht. Einer von ihnen war Pastor Haik Hovsepian-Mehr, der am 19. Januar 1994 auf den Straßen von Teheran verschwunden ist. Die Behörden gaben am 30. Januar den Angehörigen seinen Tod bekannt. Er glaubte an das von Gott gegebene Recht einer Person, ihrem Glauben nach ihrem Gewissen zu folgen. Er liebte die Menschen im Iran, ob es Christen oder Muslime waren. Er gab sein Leben für ihre religiöses Freiheit.
Als 2013 (nicht 2003) Rohani zum Präsidenten des Regimes gewählt wurde, verkündeten manche im Westen, dass damit Wandel und Reform auf gutem Wege wären. Rohani wurde als ein Gemäßigter bezeichnet. Im gleichen Jahr noch erklärte er: „Alle Volkszugehörigkeiten, alle Religionen, sogar religiöse Minderheiten sollen Gerechtigkeit fühlen“.
Dieses Wahlversprechen und diese Show für den Westen könnten nicht weiter von der Wirklichkeit vor Ort entfernt sein als sie es sind. In Wahrheit haben sich die Umstände für Gläubige im Iran jetzt nach Rohanis Wahl verschlechtert, obwohl sein Vorgänger als Extremist eingestuft wurde.
Dazu passt es, dass die Repression von Christen unvermindert weiter gegangen ist und sich in machen Fällen verschlimmert hat. Mehrere Pastoren, darunter Said Abedini, ein Irano-Amerikaner, kamen ins Gefängnis und wurden zu langen Haftstrafen verurteilt nur dafür, dass sie ihren Glauben praktiziert und verteidigt haben.
Nach der US Kommission für Internationale religiöse Freiheit haben die iranischen Behörden die Verfolgung religiöser Minderheiten seit der Wahl von Präsident Hassan Rohani entgegen seinen Versprechungen, ihnen mehr Rechte zu gewähren, gesteigert. Der Jahresbericht der Kommission für 2015 stellte fest, dass eine wachsende Zahl von Angehörigen religiöser Minderheiten unter Rohani ins Gefängnis gekommen sind.
„Die Regierung des Iran ist weiterhin mit systematischen, anhaltenden und zahlreichen Verletzungen der religiösen Freiheit befasst. Dazu gehören verlängerte Internierung, Folter und Hinrichtungen, die sich primär oder vollständig auf die Religion der Angeklagten stützen“, heißt es in dem Abschnitt des Berichts der Kommission, der sich auf den Iran bezieht.
Nach dem Nationalen Widerstandsrat Iran hat das iranische Regime eine Gruppe von praktizierenden iranischen Christen zu Weihnachten in einer Hauskirche in der Stadt Shiraz im Süden des Iran verhaftet. Diese Gruppe von Christen hatte sich am 25. Dezember versammelt, um Weihnachten zu feiern, als Agenten in Zivil vom berüchtigten Ministerium für Nachrichtendienste und Sicherheit in der Hauskirche eine Razzia durchführten.
Am 30. Dezember wurde bekannt, dass die Behörden in Teheran planten, ein illegal beschlagnahmtes Kirchengelände in ein „islamisches Gebetszentrum“ umzuwandeln. Das Landstück, das zur chaldäischen katholischen Kirche der iranischen assyrischen Gemeinde in der Patrice Lumumba Straße in Teheran (im Westen Teherans) gehörte, war zwei Jahre zuvor widerrechtlich beschlagnahmt worden unter dem Vorwand, dass eine islamische Gebetshalle gebaut werden sollte. Die Behörden weigern sich bis heute, es zurückzugeben.
Dies sind nur zwei Beispiele aus der letzten Zeit. Als er sich vor seinem Verschwinden Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt sah, meinte Pastor Hovsepian Mehr: „Wenn wir für unseren Glauben ins Gefängnis gehen, so möchten wir, dass die ganze christliche Welt weiß, was unseren Brüdern und Schwestern zustößt“.
Gebt Rohani keinen Freipass, wenn er nach Europa kommt. Denken wir daran, dass die Opfer dieses tyrannischen Regimes Muslime, Christen und Juden gleichermaßen sind und halten wir uns vor Augen, dass Rohani dieses Regime in Gänze vertritt und dass er sich nicht vor der Verantwortung für das Verhalten des Regimes drücken kann. Gegenüber einer solchen offenen Verfolgung und der Verweigerung religiöser Freiheit zu schweigen bedeutet dem Verbrechen Vorschub zu leisten und alle Werte zu verraten, die uns als Bürger einer Demokratie und als Gläubige teuer sind.
Lasst uns diesen Tyrannen Hassan Rohani nicht mit offenen Armen willkommen heißen, sondern für unsere Werte einstehen und uns für diejenigen im Iran einsetzen, denen die Stimme und die Freiheiten genommen werden.