Teheran/Wien (APA) - Österreich fungiert in diesen Tagen intensiv
als Brückenbauer zur Rehabilitierung des Iran auf dem
internationalen Parkett.
Neben einer inoffiziellen Delegation von
EU-Parlamentariern unter der Leitung vom Chef der Fraktion der
Sozialdemokraten Hannes Swoboda, die von Samstag bis Dienstag
mehrere iranische Spitzenpolitiker traf, weilt derzeit auch eine
Delegation der österreichisch-iranischen Gesellschaft unter dem
Vorsitz von deren Präsidenten Werner Fasslabend in der iranischen
Hauptstadt.
Ziel beider Delegationen ist es, die angeschlagenen Beziehungen
zwischen dem Iran und der EU wieder zu normalisieren. Die erste
Reise einer EU-Delegation seit 2007 stand im besonderen Fokus der
Medien, da sie ein Anzeichen für ein Tauwetter zwischen EU und dem
schiitischen Gottesstaat ist. Swoboda geht sogar noch einen Schritt
weiter und fordert via Twitter eine Unterstützung für den moderaten
iranischen Präsidenten Hassan Rohani. "Wir sollten ihm und den
Bürgern des Iran helfen", so der EU-Abgeordnete, der die neue
politische Linie Teherans lobte und indirekt auch für ein Ende der
Wirtschaftssanktionen wegen des Atomstreits plädierte.
Warum ist gerade Österreich immer ein europäischer Vorreiter,
wenn es um die Beziehungen zu Teheran geht? Einerseits gibt es
zwischen den beiden Ländern traditionell sehr gute Beziehungen.
Österreich ist das einzige EU-Land, das in den vergangenen Jahren
regelmäßig den iranischen Außenminister nach Wien einlud. Zudem gilt
das österreichische Kulturforum in Teheran, ebenfalls ein Unikum,
als Prestigeprojekt für die Belebung der bilateralen Beziehungen.
Historisch gesehen pflegte Österreich schon unter Bundespräsident
Rudolf Kirchschläger immer gute Beziehungen zum Iran. Im Laufe der
Jahre entwickelte sich Wien für die Perser zum politischen Tor zu
Europa. Sogar während der Amtszeit des Hardliners Mahmoud
Ahmadinejad war Österreich stets das EU-Land, dass den Kontakt zur
Islamischen Republik aufrecht erhielt. "Ich habe immer gesagt, dass
es sehr wichtig ist, den Dialog aufrecht zu halten. Wir haben auch
in Zeiten, als der Iran international isoliert war, das Gespräch
gesucht. Daraus resultierend gibt es eine Vertrauensbasis, die sehr
wichtig ist. Denn nur durch den permanenten Dialog kann man Krisen
überwinden", erklärt Fasslabend im Gespräch mit der APA in Teheran.
Er war bereits vor acht Wochen hier, um Brücken zu bauen und
einen Initialpunkt zu schaffen, der das Treffen zwischen Rohani und
seinem österreichischen Amtskollegen Heinz Fischer in New York
ermöglichte. Nach den Gesprächen in Teheran wird schnell klar, dass
Wien auch in naher Zukunft der Knotenpunkt für die europäische
Iranpolitik sein wird. Wie die APA aus informierten Kreisen erfuhr,
soll der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif in wenigen
Wochen nach Österreich kommen. Die Vorbereitungen für diese Reise
laufen bereits auf Hochtouren. Aus dem Außenamt in Wien hieß es
gegenüber der APA, dass man einer solchen Reise des iranischen
Außenministers nicht abgeneigt sei, da man traditionell gute
Kontakte nach Teheran habe und ja auch die beiden Vorgänger Zarifs,
Ali Akbar Salehi und Manoucher Mottaki, bereits als Außenminister in
Wien zu Besuch waren.
Das Sahnehäubchen dieser österreich-iranischen Freundschaft ist
jedoch, dass Rohani und Fischer in New York weitere Treffen
vereinbart haben. Rohani möchte - schon sehr bald - als erstes
EU-Land Österreich besuchen. Nicht nur wegen der freundschaftlichen
Beziehungen, sondern auch, weil seine Tochter hier lebt.